Narzisstischer Ehemann- Geschichte von Sabina

Abgeschottet und unterdrückt: Das Leben mit einem narzisstischen Ehemann

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Geschichte von Sandra

Im Oktober 2001 habe ich einen Mann kennen gelernt, von dem ich dachte, dass könnte er sein.

Frühjahr 2002 sind wir in eine Wohnung gezogen. Sehr schnell war klar, dass er ein Haus bauen wird. SEIN Haus. Denn jeder hat ein Haus, seiner Meinung nach. In seinem Dorf, wo er aufgewachsen ist und seine Eltern leben. 120 km von meiner Familie entfernt. Ich habe nie hinterfragt, warum er keine Freunde hat, warum er keine Bekannte hat, warum er keinen Kontakt zu den Nachbarn hat. Laut seiner Aussagen, waren alle doof und irgendwie Versager.

Das Haus wurde innerhalb eines Jahres gebaut. 2004 kam die Hochzeit. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte ich öfters Differenzen mit seiner Mutter und seiner Schwester.

Ende 2004 kam unser erstes Kind zur Welt. Seitdem bin ich nicht mehr arbeiten gegangen. Wir haben das klassische Familienmodell gelebt, dadurch dass er schon immer gut verdient hat, konnten wir uns das ohne Einschränkungen leisten. Finanziell waren wir abgesichert.

2008 kam unser zweites Kind. Die Streitigkeiten mit seiner Mutter und seiner Schwester nahmen zu. Sie wollten sich in die Erziehung einmischen. Haben mir immer wieder, sehr nett umschrieben, was ich alles falsch mache und, dass sie die Kinder viel zu wenig sehen. Seine Eltern wohnten 2 Straßen unter uns.

Permanente Beleidigungen und emotionaler Stress

Im Laufe der Zeit nahmen die, natürlich versteckten, Beleidigungen immer mehr zu. Auch die Kontrolle durch meinen damaligen Mann. Ich wurde immer mehr abgeschottet. Musste für ihn immer erreichbar sein. Musste mir Vorwürfe anhören, wenn ich nicht sofort antwortete. Ich war abhängig. Von ihm. Er redete mir ein, dass ich ohne ihn nichts bin, nichts habe, nichts kann, mich keiner will.

Sauberkeit war ein großes Thema. Wir lebten nicht in einem Haus, sondern wohnten in einem Museum. Trotzdem war es nie sauber genug. Die Kinder durften nicht mit dreckigen oder nassen Sachen ins Haus. Wir mussten den Nebeneingang benutzen. Haustür war immer abgeschlossen.

Liebe zu den Kindern? Fehlanzeige. Nettigkeiten? Gab es keine. In der Öffentlichkeit hat er noch nicht mal die Kinder an die Hand genommen. Materielle Sachen waren ihm immer wichtig. Der Status nach außen, was die Leute denken. Selbst wenn den Kindern mal ein Glas aus der Hand gefallen ist, wurde er sauer und schimpfte. Denn der Boden hätte kaputt gehen können, der so viel gekostet hat. Und das Glas ist jetzt kaputt. Beschimpfungen der Kinder „Du bist zu dumm, um ein Glas festzuhalten. Du bist für alles zu dumm. Nichts kannst du“ waren keine Seltenheit.

Mir wurde ein Verhältnis mit dem ganzen Dorf angedichtet. Hat er zur Mittagszeit zu Hause angerufen, musste ich natürlich dran gehen. Er hatte auch die volle Kontrolle über mein Handy, E-Mails, Facebook, hat das Festnetz kontrolliert. Eingehende und ausgehende Anrufe. Pünktlich um  22 Uhr wurde das W-Lan abgestellt.

Oft habe ich mich gefragt, ob das bei anderen Familien auch so ist. Wie das die anderen aushalten. Das muss doch dann an mir liegen, wenn ich da Fehler sehe. Warum kann ich das nicht? Bin ich wirklich so schlecht? Warum bin ich so kaputt? Ich mache doch den ganzen nichts.

Dann der Schock: Er schreibt und trifft sich mit einer Anderen. Hat sich eine Flirt App auf sein Handy geladen. Meine Welt ist zusammen gebrochen. Natürlich war ich schuld. Ich habe ihn nicht genug beachtet und er wollte nur seinen Marktwert testen. Seine Mutter machte mir auch Vorwürfe. Zuerst habe ich für die Ehe gekämpft. Habe mich aber zeitgleich an den Haaren aus einem tiefen Loch gezogen. Habe angefangen für die Kinder zu kämpfen. Habe angefangen alles mir klaren Augen zu sehen. 4 Jahre habe ich gebraucht. Ich war 16 Jahre lang im Fadenkreuz seiner Mutter, seiner Schwester und ihm gefangen. Ich sollte systematisch fertig gemacht werden und die Kinder freiwillig an seine Familie abgeben.

Mein Weg in die Freiheit

Ab hier fängt MEINE Geschichte an: Ich habe mir Arbeit gesucht, eine Anwältin, eine Wohnung (hat ca. 3 Monate gedauert), war vorher schon bei der Familienberatung. Diese Dame sagte mir zum ersten Mal, dass mein damaliger Mann ein extremer Narzisst ist. Ein WAS? Ich habe mich informiert. Und ja, sie hatte Recht.

Was folgten waren krankhafte Eifersuchtsszenen, obwohl ich die Trennung ausgesprochen hatte und im extra Zimmer schlief. Drohungen, dass er mir die Kinder wegnimmt und ich nicht zu viel zusammen räumen sollte bzw. meiner Wohnung nicht zu viel ausräumen sollte.

Er hat mich im Auto verfolgt. Mir ein extra Handy mit Ortungsapp ins Auto gelegt. Vor der Anwaltskanzlei abgefangen und wollte mir das Auto abnehmen. Dabei hatte er mittlerweile die 4. Frau und zu dieser zog er auch ganz schnell. Die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt nur störend bzw. Mittel zum Zweck. Seinen Sohn hat er in aller Öffentlichkeit von sich gestoßen, als er ihn umarmen wollte.

Ich bekam unzählige Nachrichten mit Drohungen, Vorwürfen, Unterstellungen und er war das arme Opfer. Ich die eiskalte Mutter, die völlig überfordert war. Das geldgeile Miststück nur weil ich den mir zustehenden Unterhalt gefordert habe und ein Teil des Ersparten für die Kinder. Das abbezahlte Haus habe ich ihm komplett überlassen. Ich habe nur die Anziehsachen der Kinder und meine Anziehsachen, etwas Spielzeug, ein paar Bücher und Kuscheltiere mitgenommen. Eine Grundausstattung an Duschgel und Shampoo sowie meine Backformen. Wir haben in einer komplett leeren Wohnung gestanden. Ich war mittlerweile so stark, dass ich wusste, wir das schaffen. Zum Glück hatte ich auch meine Eltern.

Er hat versucht die Kinder als Druckmittel einzusetzen. Ganz klar war ich schuld, weil er sich ans Jugendamt und ans Gericht wenden musste. Doch er hat nicht mit meiner Anwältin und meiner Stärke gerechnet. Nach vielen Briefen von ihm ans Gericht (er braucht keinen Anwalt, dass kann er alleine!) kam der Gerichtstermin. Urteil: Er darf die Kinder alle 4 Wochen sonntags von 9-18 Uhr abholen und sehen. Nachdem die Kinder 2 oder 3x bei ihm waren, wollten sie nicht mehr. Auch wenn hier eine Strafe bei Nichteinhaltung von 50.000 Euro im Raum standen, habe ich meinen Kindern Rückendeckung gegeben. Sie hatten einiges an „Gesprächen“ mit ihm heimlich aufgezeichnet, ohne dass ich es vorher wusste.

Zwischenzeitlich habe ich einen tollen Mann kennen gelernt. Meine Voraussetzung: Die Kinder müssen ihn mögen und anders herum. Glücklicherweise hat alles gepasst. Wir zogen weg. Zu ihm. Auch hier hat mein Ex versucht uns einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Hat wieder nicht funktioniert. Die Scheidung kam. Auch hier wurde das Thema Kinder wieder angesprochen. Es sollte eine neue Verhandlung geben. Aber er hat sich beim Jugendamt und bei der Familienberatung um Kopf und Kragen geredet. Hat dem Richter Briefe geschrieben. Jedesmal ging es um sein verletztes Ego und wie schlimm, faul, geldgeil, schlecht ich bin. Da wollte der Richter erst mal seine Ambivalenz prüfen (zugegeben, ich musste das Wort erst mal googeln). Auf einmal zog er alles zurück, damit sich die Kinder entwickeln können. Trotzdem gingen die Nachrichten an mich weiter. Auch seine Mutter und seine Schwester haben noch lange nicht aufgegeben.

Er liebt seine Kinder so sehr, dass noch nicht mal eine Gratulation zum Geburtstag kommt. Oder irgendwas zu Weihnachten, Ostern, bestandenen Führerschein. NICHTS!

Seit knapp 4 ½ Jahren sind wir von ihm weg. Die Kinder haben den Kontakt komplett zu ihm und seiner Familie abgebrochen. Ihr, mittlerweile offizieller, Stiefpapa ist toll. Wir sind eine fast normale Familie. Natürlich müssen wir noch viel lernen, viel aufarbeiten, aber es wird besser. Ich habe gekämpft und gewonnen. Meine Kinder gewonnen. Meine / unsere Freiheit gewonnen. Und sobald die Kinder 18 sind, wollen sie einen Adoptionsantrag stellen. Seine Nachrichten triggern mich nicht mehr. Er hat verloren. Ich bin soweit, dass ich anderen Frauen helfen kann und will.

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